Autor: Eckhard Unger
Jahr: 1958
Ort: Wanzka
Bibliografische Angaben: Unger, Eckhard: Rethra-Wanzka, das seit 575 Jahren gesuchte slavische Heiligtum im Spiegel von Sagen und Flurnamen, in: Forschungsfragen unserer Zeit, Jg. 5, Lieferung 2/3, Zeven 1958 (S. 39-52)
Kurzvorstellung:
Eckhard Unger behandelt in diesem Aufsatz in zwölf kurzen Abschnitten seine Rethra-Hypothese „Rethra=Wanzka“. Er geht dabei auf den Bezug von Flurnamen und Sagen auf tatsächliche Begebenheiten ein und führt einzelne Beispiele an, wo ein solcher Bezug bei Grabungen nachgewiesen wurde. Hierauf erwähnt er verschiedene Lokalisierungsversuche Rethras und führt in alphabetischer und chronologischer Reihenfolge 29 Örtlichkeiten an, die dafür in Anspruch genommen wurden. Einen Stillstand der Rethra-Forschung stellt Unger in der Zeit zwischen 1768 und 1840 fest – als die „Prillwitzer Idole“ die Rethra-Forschung dominierten.
Für seine Hypothese, nach der das Rethra-Heiligtum an Stelle der Klosterkirche Wanzka gelegen hat, findet er in den Flurnamen um Wanzka Anhaltspunkte. Bei den Quellen vertraut Unger in erster Linie der Chronik des Thietmar von Merseburg, deren „dreihörnige“ Burg Riedegost, er als „auf drei horizontalen Landzungen gelegen“ interpretiert, an deren Enden sich Tore befanden. An Funden führt er in Wanzka die bei dem Bau von Neubauernhäusern 1950 ausgegrabenen Tierknochen und Fischschuppen an, sowie die Ausgrabung einer wendischen Siedlung im Jahre 1925 durch Walter Karbe. In der letzteren erblickt Unger das „Dorf Rethra“.
In einem Vergleich zwischen den Ausgrabungen in Feldberg durch Carl Schuchhardt und der Situation in Wanzka, sieht Unger in Wanzka mehr „redende Flurnamen“.
Einen fehlenden Burgwall bei Wanzka, erklärt Unger mit der Abschleifung im Laufe der Zeit und mit der durch Sümpfe und Gewässer besonders geschützten Lage von Wanzka – so dass für den Schutz ein einfacher Plankenzaun genügt hätte. Aus dem Verlauf der Straßen bei Wanzka deutet Unger eine „Kopfstation“, einen „Wallfahrtsort abseits der Heerstraßen“.
7 Sagenberichte hat Unger zu Rethra-Wanzka in der Sammlung von Richard Wossidlo ausfindig gemacht, und in dem Kinderlied über „Buko von Halberstadt“ sieht er einen Hinweis auf die Erbeutung eines Goldschatzes durch Bischof Burkhard von Halberstadt. Dabei sieht Unger die angenommene Zerstörung Rethras durch Burkhard von Halberstadt im Jahre 1068 als Tatsache an.
Abschließend vermutet Unger den „Großen Tempel“ auf dem Kirchplatz zu Wanzka und gibt Hinweise, wo er die Tore suchen würde. Die Straßenführung sowie die Flurnamen um Wanzka sieht er als weiteres Indiz dafür an – eine Grabung würde dies überprüfen können. Zeichnungen der vermuteten Rethra-Lage, eine Karte mit Orten, an denen Rethra bisher gesucht wurde, eine Karte mit Spuk-Flurnamen um Wanzka sowie eine nummerierte Karte mit Flurnamen und Fischzügen um Wanzka (die Liste der Flurnamen wurde in der folgenden Lieferung veröffentlicht), ergänzen den Aufsatz.