SCHUCHHARDT/1922/FELDBERG, BREITER LUZIN, SCHLOSSBERG


Autor: Carl Schuchhardt
Jahr:1922
Ort: Schlossberg bei Feldberg
Bibliografische Angaben: Schuchhardt, Carl: Arkona, Rethra, Vineta, Ortsuntersuchungen und Ausgrabungen, zweite verbesserte und vermehrte Auflage, Hans Schoetz & Co G.M.B.H. Verlagsbuchhandlung, Berlin 1926, darin: Einleitung, Ortsbestimmung für Rethra (S. 7-9), Rethra auf dem Schlossberge bei Feldberg 1922 (S. 27-63)
Originaltext

Kurzvorstellung:

In der Einleitung des Buches geht Schuchhardt auf das bisherige Scheitern der Lokalisierung von Rethra ein. Aus seiner Sicht liegt die Ursache dafür in einer Fehlinterpretation des Chronisten Thietmar von Merseburg, welcher von Rethra als einer „urbs tricornis“ spricht – einer „dreihörnigen Burg“. Die „Hörner“ wurden bislang als Landzungen gedeutet – also waagerecht vorspringend. Schuchhardt deutet sie als senkrecht in die Höhe ragend – d.h. als Burg mit drei Tortürmen. Somit will Schuchhardt nicht, wie zuvor, nach einem dreizipfligen Gelände suchen, sondern nach einem Ringwall mit drei Tortürmen. Letzteren meint er auf dem Schlossberg bei Feldberg entdeckt zu haben.

In vier Abschnitten stellt er ausführlich seine Rethra-Hypothese vor. Zunächst erläutert er in einer kurzen Einleitung die Umstände der Grabung vom 01.10.1922 bis zum 15.10.1922 auf dem Schlossberg, wonach er sich der Überlieferung zu Rethra zuwendet:

I. Die Überlieferung. Von den Chronisten, die über Rethra Auskunft geben, sieht Schuchhardt nur Thietmar von Merseburg und Adam von Bremen als bedeutsam an. Dabei hält er den ersteren für den authentischen. Somit sucht er nach der von Thietmar beschriebenen Burg Riedegost mit dem dort verehrten Gott Svarozic. Die von Adam von Bremen erwähnten Bezeichnungen der „Stadt Rethre“ mit dem darin verehrten „Gott Radegast“ sieht er auf einem Missverständnis durch den Chronisten beruhen. Die Zerstörung des Heiligtums legt Schuchhardt in das Jahr 1068, aus welchem ein Kriegszug des Bischofs Burchard von Halberstadt überliefert ist, bei welchem dieser das „zu Rheda verehrte weiße Ross“ erbeutete. In den norddeutschen Volkssagen hätte sich die Erinnerung an dies Ereignis in dem Kinderreim über „Buko von Halberstadt“ erhalten.

II. Die Nachsuchung. Den zweiten Abschnitt widmet Schuchhardt der Rethraforschung. Diese sieht er mit der „Vandalia“ des Historikers Albert Krantz im Jahre 1519 beginnen. Bis zu Schuchhardts Zeit führte die Suche nach Rethra bereits in mehr als 20 verschiedene Örtlichkeiten. Die beiden Schwerpunkte bildeten dabei die Gegend um Lieps/Tollense und die Landschaft um Feldberg. Etwas näher geht Schuchhardt schon hier auf den Schlossberg ein, dem er sich in dem dritten Abschnitt ganz zuwendet.

III. Die Ausgrabung. Die Ausgrabung auf dem Schlossberg und deren Ergebnisse werden dabei detailliert vorgestellt. Sowohl die Lage als auch der Aufbau der Burg werden beschrieben, wobei Schuchhardt besonders auf die Einzelheiten eingeht – Wallmauern, Tore, Hausgruben und den Platz des vermuteten Tempels. Die bei der Grabung festgestellte Dreitorigkeit der Feldberger Burg, lässt Schuchhardt zur Überzeugung gelangen, dass Rethra gefunden sei.

IV. Die Zerstörung. Im letzten Abschnitt wendet sich Schuchhardt der Zerstörung Rethras zu. Da auf dem Schlossberg nur ältere slawische Keramik aufgefunden wurde, veranschlagt er für 1068 die endgültige Zerstörung Rethras, ohne einen späteren Wiederaufbau. Da in Chroniken auch in späterer Zeit von der Zerstörung berühmter (jedoch nicht namentlich genannter) Heiligtümer der Lutizen die Rede ist, geht Schuchhardt auf diese Erwähnungen besonders ein, um Argumente anzuführen, dass es sich bei ihnen nicht um Rethra gehandelt haben kann. Letztlich beruft sich Schuchhardt bei seiner Ausgrabung auf dem Schlossberg immer wieder auf die Parallele zu Arkona – welches er zuvor ausgegraben hatte. Sowohl die Feldberger Burg als auch Arkona waren exponierte Höhenburgen.

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