Autor: Walter Hannemann
Jahr: 1968
Ort: Gnoien
Bibliografische Angaben: Hannemann, Walter: Rethra und die Stierkopf-Brakteaten, Ein Beitrag zur Frühgeschichte und Münzkunde Mecklenburgs, Nordost-Archiv, Schriften des Nordostdeutschen Kulturwerks e.V., Heft 1, Lüneburg 1968
Kurzvorstellung:
Mit seiner 1968 erschienen Schrift zu Rethra und den Stierkopf-Brakteaten trat Hannemann zum ersten Mal ausführlich mit seiner Hypothese Rethra=Gnoien an die Öffentlichkeit (Ein Jahr zuvor hatte er diese Mutmaßung bereits in dem Aufsatz “Das Geheimnis der mecklenburgischen Stierkopf-Brakteaten” ausgesprochen). Hannemann versucht in seiner Schrift eine Verbindung zwischen Numismatik (Münzkunde) und Frühgeschichte herzustellen. In einer Einleitung stellt er die Rethra-Problematik aus seiner Sicht da. Den Beginn der Rethra-Suche sieht er bei Ernst von Kirchberg, der seiner Meinung nach Rethra in Demmin vermutet hätte. Hannemann geht davon aus, dass Rethra ein germanisch-slawisches Führungsorgan gewesen ist, welches einen Ort im Sumpf bezeichnet, wo der “Ried-Geist” herrscht. Dies lässt ihn eine Überlagerung des alten Namens Rethra durch einen neuen – und zwar Gnoien – plausibel erscheinen. Bei der Begründung seiner Hypothese setzt er sich im zweiten Abschnitt ausführlich mit der Hypothese von Eckhard Unger (Rethra=Wanzka) auseinander, dessen metaphysische Momente es ihm besonders angetan haben. Nach hauptsächlich ebenfalls im metaphysischen Bereich angestellten Mutmaßungen, geht Hannemann dazu über, seine Lokalisierung von Rethra in Gnoien ausführlich vorzustellen. Die Gnoien umfließende Warbel ist für ihn der von Adam von Bremen erwähnte “Fluss Styx”, der die Warbel halbkreisförmig umgebende z.T. abgetragene Moränenzug wird von Hannemann in der Vorstellung der Wenden als “von den Göttern eigens zum Schutze Rethras geschaffener Erdwall” interpretiert, und auch die drei Tore Thietmar von Merseburgs fand Hannemann im Rostocker Tor, der dänischen Furt und dem Mühlentor. Das Heiligtum vermutet Hannemann an der Stelle, wo heute die Kirche steht.
Im letzten Abschnitt endlich, versucht Hannemann aus der Angabe in Conrad Botes niedersächsischer Bilderchronik, dass der Gott Radegast einen Schild mit einem Stierkopf trug, sowie Schuchhardts Mutmaßungen über den Bezug des “tricornis” bei Thietmar zu Stierhörnern eine Verbindung zu den Stierkopf-Brakteaten herzustellen. Diese seien laut Hannemann “Zeichen aus Rethra” gewesen. Im Gegensatz zu seinen Opponenten betrachtet er seine Hypothese nicht als endgültig, sondern als Abschnitt auf dem Weg zum Ziel – der Lokalisierung Rethras.