Sponholz: Wo lag Rhetra? (PDF)
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Ja, wer das wüßte! Eher kann man sagen: wo es nicht lag. Gesucht und vermuthet ist diese alte berühmte Götter- und Orakel-Stadt der Rhedarier und ihrer Stammgenossen, der Tollenzer, also der heidnischen Wenden unsers nördlichen Deutschlands vor 1000 n. Chr., nach allen vier Himmelsgegenden hin, in der Nähe und Ferne.
Um Wiederholungen möglichst zu vermeiden, mögen hier zunächst die allein leitenden Nachrichten der drei ältesten Chronisten unserer Gegend und deren Bewohner im Original und in freier Uebersetzung Platz finden; denn nur sie dürfen uns für unsre Untersuchung Gewährsmänner sein. Diese sind nun: Ditmar von Merseburg; Adam von Bremen und Helmold.
1. Ditmar Merseburgensis.
Thitmar, oder Ditmar, geb. 976, wie er selbst sagt, VIII. Cal. Aug. mense Julio, lebte also um das Jahr 1000 n. Chr. in der Zeit der wiederholten Ueberwältigungs- und Bekehrungs-Kriege der deutschen Kaiser und sächsischen Herzöge gegen die Wenden jenseits der Elbe. Sein Todesjahr ist 1018; er starb zu Merseburg, freilich erst 42 J. alt. Wenn sein Vater unter Kaisers Otto I. Regierung im Verein mit sächsischen Fürsten und Grafen gegen die slavischen Völker kämpfte, wie Reim. Reinecc. chronicon in vita Ditmari pag. 267 berichtet; so verdienen unsers Chronisten Nachrichten um so mehr Glauben, als er sie, sei es von andern sächsischen Kriegern, sei es von seinem Vater selbst, oder auch von einem Wenden im Hülfsheere gegen Polen, das Ditmar selbst begleitete, sammelte.
Ditmar stammte aus vornehmen sächs. Geschlechte, war Sohn des Grafen Syfried, den Pistorius und Masch obetr. Alterth. pag. 7 einen Grafen von Walbeck nennen, und der Cunigunda. Beide Eltern zeichneten sich durch Frömmigkeit aus, standen sowol deshalb, als wegen ihres Reichthums in Ansehen. Auch der Sohn trat hinsichtlich der erstern Eigenschaft in die Fußstapfen seiner Eltern. Wenn dazu ausgezeichnete geistige Anlagen schon früh bei ihm sich entwickelten, was Wunder, wenn er dem geistlichen Stande bestimmt wurde in jener Zeit, wo derselbe eben so ehrenvoll, als einträglich war, mithin einem Ditmar die Aussicht auf die höchsten geistlichen Aemter und Würden eröffnete. So ward er denn schon im jugendlichen Alter im Kloster des heil. Mauritius zu Magdeburg als Diener und geistlicher Bruder (servus ac spiritualis frater) aufgenommen, wo er sich eines durchaus moralisch-frommen Lebenswandels befliß[1]. Durch Gehorsam erwarb er sich die Gunst seiner Vorgesetzten, durch Dienstbeflissenheit die Liebe seiner geistlichen Brüder. Kurz, sein Lebensbeschreiber ist voll seines Lobes nach allen Seiten hin. Auf Vorschlag des Archiepiscopus Tammo bestimmt Kaiser Heinrich II. unsern Ditmar zum Bischof von Merseburg 1008. Bei rastlosem Streben, seiner Kirche an Macht und irdischen Gütern aufzuhelfen, ihr Gebiet zu erweitern, benutzte er seinen bedeutenden Einfluß auf den Kaiser dahin, daß dieser 1015 indict. XIII. am 15. Cal. Junii den Grundstein zur bischöflichen Kirche in Merseburg legte, sie mit kostbaren geistlichen Gewändern, Kreuzen, Kelchen u.s.w. reichlich beschenkte. Hier schrieb er nun, 41 J. alt im 10. seiner Amtsführung sein Chronicon Merseburgense in 8 Büchern. Nach Reinecc. oben angezogener Schrift finden sich einige unbedeutende Abweichungen vom Gesagten, hie und da ergänzende Mittheilungen, von welchen Letzteren nur die noch Platz finden möge, daß Ditmar den Kaiser Heinrich im Kriege gegen Boleslaus von Polen begleitet und für den Wiederaufbau der wüst liegenden Stadt Luibusia (Leubus a.d. Oder) gesorgt habe.
Von ihm haben wir in seinem Chronicon, das die Zeiten und Begebenheiten unter den Kaisern Heinrich I., den drei Ottonen und Heinrich II. umfaßt, und zwar im 6. Buche folgende Nachricht. Kaiser Heinrich II. brach aus Sachsen mit einem Heere gegen Polen auf. Bei Dobraluh (Dobrilugk in der Lausitz, wo 1184 ein Kloster gestiftet wurde) schließen sich die Herzöge Heinrich und Jaromir mit ihren Truppen an. Alles ist voll guten Muths; allein durch schlechte, verrätherische Wegweiser geräth das Heer in Sümpfe und Wüsten. Endlich gelangt man in die Provinz Nice, wo man an der Spree ein Lager aufschlägt. Aus Uebermuth mit dem nahen Feinde anbindend werden in Einzelgefechten mehre nicht unbedeutende Männer des kaiserlichen Heeres getödtet. Am Tage vorher, ehe dasselbe bis zur Oder vordringt, vereinigen sich mit demselben die Luisici (Lutizier, Bewohner des südwestl. Pommerns bis in das östliche Mecklenburg-Strelitz hinein), denen als Heerbann ihre Götterbilder vorgetragen wurden (Deos suimet praecedentes subsecuti). Obgleich ich, fährt nun unser Chronist fort, schaudre, von diesen Völkern etwas mitzutheilen, will ich doch kurz auseinandersetzen, wer diese Luisici sind und woher sie kamen, damit du, theurer Leser, den thörichten Aberglauben dieses Volks kennen lernst, sowie dessen sinnlosen Götzendienst. Und nun seine Nachricht von Rhetra mit seinen Worten, die ich nur mit den schon von Andern beliebten Lesearten und Conjecturen versehen will.
Est urbs quaedam in pago Redariorum, Riedegast nomine, tricornis ac tres in se continens portas (partes),[2] quam undique silva, ab incolis intacta et venerabilis circumdat magna. Duae ejusdem portae (partes) cunctis introeuntibus patent, tertia, quae orientem respicit et minima est, tramitem et (ad) mare juxta positum et visu nimis horribile monstrat. [3] In eadem nil nisi fanum est de ligno arteficiose compositum, quod pro basibus diversarum sustentatur cornibus bestiarum. Hujus parietes variae deorum dearumque imagines mirifice insculptae, ut cernentibus videtur, exterius ornant. Interius autem dii stant manufacti, singulis nominibus insculptis, galeis atque loricis terribiliter vestiti, quorum primas Luarasici dicitur, et prae ceteris a cunctis gentilibus honoratur et colitur. Vexilla quoque eorum nisi ad expeditiones necessaria, et tunc per pedites, hinc nullatenus moventur. Ad haec curiose tuenda ministri sunt specialiter ab indigenis constituti, qui cum huc idolis immolare, seu iram eorundem placare conveniant, sedent hi duntaxat, caeteris adstantibus, et invicem clanculum mussantes terram cum tremore infodiunt, quo sortibus emissis rerum certitudinem dubiarum perquirant. Quibus finitis cespite viridi eas operientes equum, qui maximus inter alios habetur, et ut sacer ab his veneratur, superfixas in terram duorum cuspides hostilium inter se transmissorum supplici obsequio ducunt, et praemissis sortibus, quibus id explicavere prius, per hunc, quasi divinum, denuo augurantur, et si in duabus his rebus par omnium (omen) apparet, factis completur; sin autem a tristibus populis hoc prorsus omittitur. Testatur idem antiquitas errore delusa vario, si quando his seu a longe rebellionis asperitas immineat, ut e mari praedicto aper magnus et candido dente e spumis lucescente exeat, seque in volutabro delectatum quassatione multis ostendat.
Quot regiones sunt in his partibus, tot templa habentur et simulacra daemonum singula ab infidelibus coluntur, inter quae civitas supra memorata principalem tenet monarchiam. Hanc ad bellum properantes salutant, illam proapere redeuntes muneribus debitis honorant, et quae placabilis (placabilia) hostia diis offerri a ministris debeat, per sortes ac per equum, sicut praefatus sum, diligenter inquiritur. Hominum ac sanguine pecudum ineffabilis horum furor mitigatur. His autem omnibus, qui communiter Luitici vocantur, dominus specialiter non praesidet ullus. Unanimi consilio ad placitum suimet necessaria discutientes, in rebus efficiendis omnes concordant. Si quis vero ex conprovincialibus in placito his contradicit, fustibus verberatur, et si forinsecus palam resistit, aut omnia incendie et continua depraedatione perdit, aut in eorum praesentia pro qualitate sua pecuniae persolvit quantitatem debitae.
Infideles ipsi et mutabiles, immutabilitatem ac magnam exiguunt ab aliis fidem. Pacem abraso crine supremo et cum gremine datisque affirmant dexiris. Ad hanc autem perturbandam faelle pecunia corrumpuntur. Hi milites, quondam servi, nostrisque Iniquitatibus tunc liberi, tali comitalu ad regem auxiliandum proficiscuntur.
Mehr freilich, als für unsere Aufgabe gerade nöthig erscheint; indeß hat auch alles Einzelne nicht unmittelbare Beziehung auf Lage und Beschaffenheit Rhetra’s, so giebt es uns doch nicht zurückzuweisende Andeutungen über die Religion, Sitten und Gebräuche der frühern Bewohner unserer Gegend, die wir auch nicht übergehen durften, ohne den Zusammenhang der Nachrichten Ditmar’s zu zerreißen. Für die der Sprache nicht Mächtigen folge eine freie Uebersetzung, wie sie das unbehülfliche und unclassische Latein unsers Gewährsmanns nothwendig macht.
“Im Gau der Redarier liegt eine Stadt, Riedegast[4] genannt, dreispitzig[5] und so aus drei Theilen bestehend[6]. Von allen Seiten umgiebt sie ein bedeutender Wald, der als heilig von den Einwohnern nicht angetastet wird. Zwei Theile (Straßen) jener Stadt stehen allen sie Betretenden offen; zum dritten aber, dem kleinsten, gegen Ost gelegenen, führt ein hart an einem großen See[7] hinlaufender Fußweg, Schauder erregend.[8] In diesem Stadttheil befindet sich weiter nichts, als ein aus Holz künstlich aufgeführter Tempel der (gleichsam) von einem aus Hörnern der verschiedensten Thiere gebildeten Fundamente getragen wird.[9] Die Außenwände sind für Alle sichtbar mit künstlich geschnitzten Bildnissen der Götter und Göttinnen geschmückt: im Innern aber stehen die Gottheiten von Menschenhänden geformt mit Helm und Panzer auf das Furchtbarste bekleidet, auch mit den eingemeißelten Namen der einzelnen Idole versehen. Die Hauptgottheit, Luarasici[10] genannt, wird vorzugsweise von allen Stammgenossen verehrt und angebetet. Auch ihre Heerbanner werden hier aufbewahrt, nur beim Beginn eines Kriegszuges abgeholt und von Fußtruppen getragen. Bei diesen wunderbaren Heiligthümern sind nur von (aus) den Eingebornen (des Stammes) angestellte Priester, die, wenn sie hieher zusammenkommen, um den Göttern zu opfern, oder deren Zorn zu sühnen, allein sitzen, während alle Uebrigen umherstehen. Die Priester graben geräuschlos, nur unter wechselseitigem leisen Gemurmel und mit einer gewissen heiligen Ehrfurcht ein Loch in die Erde, worauf sie nach hervorgeholten Orakelsprüchen in zweifelhaften Angelegenheiten entscheiden. Darauf bedecken sie diese Orakelsprüche mit grünen Rasen,[11] führen dann ein auserwählt großes Pferd, das von ihnen als heilig verehrt wird, über die hervorragenden Spitzen zweier in die Erde ins Kreuz gesteckten Wurfspieße in demüthiger Unterwürfigkeit hinweg. Wenn auf diese Weise jenes frühere Orakel als Götterausspruch bestätigt ist, (wenn nun aus beiden Erforschungen der Zukunft eine durchaus gleiche göttliche Entscheidung hervorgeht); so wird das fragliche Vorhaben ausgeführt; wenn aber nicht, so läßt das Volk traurend davon ab. Ein Gleiches bestätigt ein mit mannigfachen Irrthümern ausgestatteter lächerlicher alter Glaube, wenn etwa ein bevorstehender Krieg Niederlage und Schmach in seinem Gefolge haben werde,[12] daß dann aus jenem See ein mächtiger Eber mit einem weißen von Schaum umgebenen Hauer hervorbreche, sich im Koth wälze und mit furchtbarem Gefletsch der Hauer Vielen sich zeige.
Jeder Gau hat zwar seinen Tempel und seine ihm eigenthümlichen Götzenbilder, die von den Ungläubigen angebetet werden; doch unter allen Städten ist die oben gedachte die vorzüglichste. Rüsten sich die Völker zum Kriege, so besuchen und begrüßen sie zuvörderst dieselbe. Kehren sie glücklich und siegreich zurück, so ehren sie dieselbe durch dargebrachte Geschenke. Welche Opfer den Göttern zur Sühne von den Priestern dargebracht werden sollen, wird, wie oben gesagt, durch Orakel und das Pferd sorgfältig erforscht. Nachhaltiger Zorn der Götter wird nur durch Blut von Menschen und Thieren gesühnt.
Doch alle diese Stämme, die unter dem Gemeinnamen Luitici umfasst werden, haben keinen gemeinsamen Oberherrn. Indem sie in gemeinschaftlicher Berathung das zu einem Beschluß Nöthige erwägen, handeln Alle bei der Ausführung in Uebereinstimmung. Widersetzt sich einer der Stammgenossen bei der Beschlußnahme, so wird er mit Knitteln geprügelt; und tritt er außer der Versammlung noch öffentlich feindselig entgegen, so verliert er entweder all‘ das Seinige durch Feuer und fortgesetzte Plünderung, oder er muß in der Andern Gegenwart je nach seinem Vermögen eine Geldstrafe erlegen. Dabei sind jene Heiden, was sie selbst betrifft, treulos und wetterwendisch; von Fremden dagegen fordern sie Unveränderlichkeit und dauernde Treue. Zum Zeichen des Friedens scheeren sie das Haupthaar, bringen einen belaubten Zweig[13] entgegen und bieten ihre Rechte dar. Indes Geld verführt sie leicht zum Friedensbruch. Solche waren nun die Krieger, die einst schon unterworfen und tributpflichtig bei unsrer anderweitigen ungünstigen Lage jetzt frei als Hülfstruppen zu unserm Könige stießen.”
2. Adamus Bremensis.
Fast Zeitgenosse Ditmar’s, er starb 1076, war er Domherr und oberster Pfarrherr (rector ecclesiae) in Bremen. Er hat sich um Verbreitung des Christenthums unter den überelbischen Wenden bedeutende Verdienste erworben. Als Geschichtsschreiber ist er für die Geschichte des nördlichen Deutschlands geschätzt. Unter seinen Werken ist für unsern Zweck brauchbar: Historia ecclesiast. eccles. Hamburg. et Bremens. die von 788 bis 1076 reicht. Der Ausgabe: Copenhagen 1579 in 4. konnte ich nicht habhaft werden, muß mich daher an dem Auszuge halten, den Masch in obotrit. Alterthüm. der Ausgabe von Lindenbrog pag. 19 entnommen hat. Dieser lautet:
Sunt et alii Slavorum populi, qui inter Albim et Oderam degunt, sicut Heveldi, qui juxta Haviolam fluvium, et Doxani, Liubuzzi, Wilni et Stoderani cum multis aliis. Inter quos medii et potentissimi omnium sunt Rhetarii, civitas eorum vulgatissima Rhetre, sedes idololatriae. Templum ibi constructum est daemonibus magnum, quorum princeps Redigast. Simulacrum ejus auro, lectus ostro paratus. Civitas ipsa novem portas (partes) habet,[14] undique lacu profundo inclusa, pons ligneus transitum praebet, per quem tantum sacrificantibus aut responsa petentibus via conceditur. Haec ea significante causa, quod perditas eorum animas, qui idolis serviunt, congrue novies Styx interfusa coercet. Ad quod templum ferunt a civitate Hammaborg iter quatuor esse dierum.
Uebersetzung. Es giebt noch andre slavische Volksstämme, die zwischen der Elbe und Oder hausen, als: die Hevelder um den Havelfluß, die Doxaner (am Nebenfluß der Havel, der Dosse), die Liubuzzer (Leubuser a.d. Oder), die Wilner (gegen Ausfluß der Oder um das Haff)[15] und die Stoderaner nebst vielen andern.[16] Zwischen diesen mitten inne wohnen die mächtigsten von allen, die Rhedarier, deren bekanntester Hauptort Rhetre, zugleich Hauptsitz ihres Götzendienstes ist. Dort ist nämlich den Götzen, deren vornehmster Redigast, ein großer Tempel errichtet. Sein Bildniß von Gold ruht auf einem Lager von Purpur. Die Stadt selbst hat neun Theile, ist nach allen Seiten von einem tiefen See umflossen, über den eine hölzerne Brücke führt; doch wird nur den Opfernden oder denen, welche einen Orakelspruch wünschen, der Uebergang gestattet. Das bedeutet, daß der neun Mal dazwischen liegende Styx die verlornen Seelen der Götzenverehrer mit Recht zurückhält.[17] Von Hamburg bis zu diesem Tempel soll vier Tagereisen weit sein.
3. Helmoldus.
Unser dritte Gewährsmann lebte um 1140, mithin schrieb er sein Chronikon kaum 100 J. später, als sein Vorgänger. Er war Priester zu Bosov am Plönschen See in Holstein. Seine chronica Slavorum, die von Carl d. Gr. bis 1170 reichen, sind als Original besonders im 12. Jahrh. wichtig; sonst hat er unverkennbar Adam von Bremen stark benutzt, wol nachgeschrieben. Nach seinem Tode 1170 setzte Arnold, Abt zu Lübeck, jenes Werk vom 3. Buche an aus Helmolds Nachlaß fort; vom 4. Buche an ist aber Arnold selbst Chronist und führt das Werk bis auf Otto IV. 1209 fort. Mir stand die Ausgabe von Henr. Bangert. Lubec. 1659 zu Gebot.
In dem 2. Cap. des ersten Buchs fährt Helmold, nachdem er von den Pomeranern jenseits der Oder gesprochen, also fort:
Sunt et alii Slavorum populi, qui inter Albiam et Odoram degunt longoque sinu ad austrum portenduntur; sicut Heruli vel Heveldi, qui sunt juxta Habolam fluvium, et Doxani, Leubuzi et Wilini, Stoderani cum multis aliis. Post Odorae igitur lenem meatum et varios Pomeranorum populos ad occidentalem plagam occurit Winulorum provincia eorum, qui Tholenzi sive Redarii dicuntur. Civitas eorum vulgatissima Rhetre, sedes idololatriae. Templum ibi magnum constructum daemonibus, quorum princeps est Redegast. Simulacrum ejus auro, lectus ejus ostro paratus. Civitas ipsa novem habet portes (partes) undique lacu profundo inclusas. Pons ligneus transitum praebet, per quem tantum sacrificantibus aut responsa petentibus via conceditur. Deinde venitur ad Circipanos et Kyzinos, quos a Tholenzis et Redariis separat flumen Panis et civitas Dimine. Kyzini et Circipani cis Panim, Tholenzi et Redarii trans Panim habitant.
Bei der fast wörtlichen Uebereinstimmung mit der voraufgehenden Beschreibung bedarf diese keiner Uebersetzung. Wo sie von jener abweicht, sieht man, daß Helmold die Geographie seines Vorgängers nach seinem Wissen vervollständigen, die Wohnplätze der einzelnen Slavenstämme bestimmter angeben und begrenzen wollte. Daher nur das, was uns für unsern Zweck von Nutzen sein kann. Wo Adam. ganz allgemein sagt: zwischen diesen (Stämmen) mitten inne wohnen die Rhedarier; da heißt’s genauer bei Helmold: “Wo die Oder einen mässigen Bogen beschreibt, und verschiedenen pommerschen Stämmen gegen W. liegt die Provinz der Winuler,[18] derer, die Tholenzer oder Redarier genannt werden.” Und am Schlusse: “dann – also von den Tholenzern und Redariern aus – gelangt man zu den Circipanern und Kyzinern, die der Fluß Pene und die Stadt Demmin von jenen trennt. So wohnen also die Kyziner und Circipaner diesseits (von Holstein aus) der Pene, die Tholenzer und Redarier jenseits derselben.”
1. Abschnitt.
Mustern wir denn zunächst die verschiedenen Hypothesen über die Lage von Rhetra und weisen ihre Unhaltbarkeit durch Gegengründe nach.
1. Rhetra[19] wird in Hinterpommern vermuthet. Das geschieht von Paul Hachenberg in seiner Dissertation. Er verwechselt Stargard in Pommern mit unserm Stargard. Kaum bedarf diese höchst willkürliche Annahme einer Widerlegung. Wenn Helmold Rhetra ausdrücklich in der Provinz der Winuler diesseits der Oder, und zwar bestimmter in Bezirk oder Gau der Tollenzer, Stammgenossen der Rhedarier, gelegen nachweiset; so kann die Stadt nicht 20 Meilen östlich von dem Tollenzer-See und Bach verlegt werden. Geben auch Ditm. und Adam. die Lage Rhetra’s nicht so bestimmt an; so weisen doch auch sie dieselbe dem Gau der Rhedarier zu.
In eben diese Cathegorie der durchaus willkührlichen Annahmen gehören folgende: Rhetra sei das jetzige Lökenitz an der Randow in Pommern; sei in oder bei Rostock, Rehna, Gadebusch, Wolgast, Malchow, Malchin, Gr. Helle, oder gar, wie ein Unbekannter will, am oder im Teterower See nach willkührlicher Versetzung der Buchstaben zu suchen. Alle diese durch nichts zu rechtfertigenden Annahmen verdienen die kurze Abfertigung, welche ihnen schon Masch in obotr. Alterth. Pag. 24 angedeihen läßt. Oder kann man Geschmack finden an einer Beweisführung, wie die: “in Gadebusch ist Rhetra, denn Gadebusch ist Gottes Busch, also der heilige Wald, der Rhetra umgab?”
Gleiches Schicksal, unbeachtet zu bleiben, verdient die Behauptung Stavenhagen’s in seiner Beschreib. d. Stadt Anklam: Rhetra habe an der Stelle des Dorfs Rieth gelegen, wobei er sich auf die eben so große Willkührlichkeit Bangert’s, des Herausgebers und Commentators Helm. pag. 11 Anm. beruft, der die Rhedarier, Redarii, Riaduri, in die Umgegend von Stolpe und Anklam versetzt.
2. Rhetra wird am Müritz-See in Mecklenb.-Schwerin gesucht, und zwar bei Röbel. So Hane zu Woosten (Pastor in Gadebusch?) in: Erinnerung gegen Cons.-R. Masch in Monatsschr. v.u. für Mecklenb. 1789. – Sehr bescheiden sagt Aepinus in Buchholz Versuch in der Gesch. des Herzogth. Mecklenburg, Einleit. pag. 14 bei Röbel: “Es soll die alte Stadt Rhetra hier gestanden sein.” Buchholz selbst in seinem Sendschreiben: “Rhetra und dessen Götzen” pag. 18 “an der Müritz ist der rechte Sitz der Rhedarier.” An der Müritz wohnten aber die Obotriten, und nicht Rhedarier. In der Gesch. v. Mecklenb. 1753 läßt er die Lage von Rhetra unentschieden, giebt nur an: es werde bei Röbel, Stargard, auch bei Neubrandenburg, nicht weit von da am Tollenzer-See vermuthet.
An der Müritz? Da findet sich in der ganzen Umgegend des See’s nicht ein Plätzchen für die Stadt, zu deren Tempel ein Schauder erregender Fußweg hart am See geführt haben könnte. Für diese Annahme bliebe von jenen alten Zeugnissen für die Lage Rhetra’s nichts weiter, als die auf jeden andern bedeutenden Landsee anwendbare Beschreibung.
3. Und daß wir auf gleiche Weise die Behauptung des Past. Stolle in seiner Beschreib. der Stadt Demmin pag. 479 abfertigen: Rhetra habe am Cummerow’schen See gelegen. Ein See, ja: aber ohne bedeutende Ufer, zum Theil von Sand umgeben.
4. Rhetra soll auf der Stelle unsrer Burg Stargard gestanden haben. Bei aller Achtung vor den doch etwas fabelhaft klingenden Sagen, nach welchen diese allerdings historisch wichtige Burg unsers Landes in grauer Vorzeit “ein königliches Haus,” oder Burg gewesen, dann zerstört, später durch einen Jäger wieder aufgefunden, als dieser einen in den alten verschütteten Burgkeller flüchtenden Hirsch verfolgt; ferner bei aller lieblichen Romantik der an den Jungfernbrunnen neben der Linde hieher versetzten tragischen Liebesgeschichte Ovid’s vom Pyramus und der Thisbe, in welcher ein meklenb. Löwe die Hauptrolle spielt, kann ich doch, wollte ich es auch, in der alten Stammburg unsers Fürstenhauses nicht Rhetra finden. Mögen Sagen immerhin einige historische Bedeutung beanspruchen; Beweise aber aus denselben hernehmen, erscheint zu gewagt.
“Stargard macht auf das alte Rhetra Anspruch,” so läßt sich Aepinus in oben gedachter Schrift vernehmen. Wo ist denn aber hier ein See, von welchem doch alle drei Chronisten übereinstimmend reden? Der winzige Mühlenteich ist weder ein lacus profundus, noch ein mare. Waren von jeher die Umgegenden von Seen und Flüssen aus nahe liegenden Gründen zunächst die von allen Völkern gesuchtesten zum Anbau, zur Niederlassung, zur Gründung ihrer größern Ortschaften; so wählten die Wenden gewiß nicht Stargard zum Wohnsitz ihres Hauptgottes, Radegast.
Noch Eins. Der Name: Staregard ist in wendischer Sprache: Alte Burg. Mag sie immerhin eine Burg der Rhedarier mit Rhetra gleichzeitig gewesen sein; aber Rhetra selbst war sie nicht.
5. Rhetra stand einst auf der Stelle des heutigen großherzogl. Gutes und Schlosses Prillwitz an der südwestl. Spitze des mit dem Tollenzer-See zusammenhangenden See’s, der Lieps. Für diese Behauptung steht mir nun eine eben so zahlreiche, als wolgerüstete Phalanx gegenüber, daß ich mich nach kräftigern Waffen, und, kann es sein, nach Bundsgenossen umsehen muß, jene zu bekämpfen. Der erste Vorkämpfer für die Annahme, daß die alte Rhedarier-Stadt im Lande Stargard gelegen, doch ohne derselben eine feste Stelle anzuweisen, ist Peter Lindenberg in seiner Rostocker Chronik von 1596. Ihn heiße ich als Bundsgenossen gern willkommen; denn auch ich lasse mir Rhetra in meinem Vaterlande nicht nehmen, wenn ich auch nimmermehr Prillwitz dafür anerkennen kann. Nein, das alte ehrwürdige Rhetra findet im Lande Stargard eine entsprechendere, ebenbürtige Lage.
Latomus, Rector in Neubrandenburg von 1597-1612 ist meines Wissens in seinem Genealo-Chronicon von 1610 nebst Alb. Krantz in seiner Vandalia 1519 mein ältester Gegner, der Rhetra in Prillwitz finden will. Vor ihm als Historiker habe ich aber von vornherein gar geringen Respect. Wer mir aus dem alten Wendenlager bei Neubrandenburg eine Ravensburg[20] und einen Alborus Raven statt des historisch gewisseren Herbordus – nicht Raven, sondern Rovene (in Rova angesessen) zum Bauherrn und Gründer der Stadt Neubrandenburg macht, den halte ich kaum einer Klinge werth. Und dessen halber Bundsgenosse: Schröder in pap. Meklenb. tom. I. pag. 205 wird nicht weiter beachtet, wenn er Latom. Annahme “wahrscheinlich” findet, sich dann aber selbst widerspricht. Wenn Aepinus lib. cit. Einl. pag. 17 bemerkt: “Nach Einiger Meinung hat Rhetra nicht weit von Neubrandenburg am Tollenzer-See gelegen”; so sei er mir als Bundsgenosse willkommen, so lange, als er sich Prillwitz nicht gefallen läßt.[21]
Aber nun treten mir zwei wackre Kämpen wolgerüstet entgegen. Diese sind der Landsyndicus Pistorius zu Neubrandenburg und der Superint. Masch zu Neustrelitz, denen sich in jüngerer Zeit der geh. Archiv-Rath Lisch in Jahrb. d. schw. Ver. III. pag. 21 anreiht. Daß der Erstere fast gleichzeitig mit Masch in den ersten siebziger Jahren vorigen Jahrh. Rhetra in Prillwitz gefunden, erfuhr ich aus dem Nachweis Fr. Boll’s in Gesch. d. Land. Stargard I. S. 5 Anm. 1 und in dessen krit. Gesch. der Prillwitzer Idole S. 5. Aber Masch! Fast sollte mich Pietät abhalten, diesem so würdigen, als gelehrten Manne, überdies meinem Wolthäter in meinen Jugendjahren, entgegen zu treten. Doch: der Sache Feind, der Person Freund. Es gilt Ermittlung der Wahrheit. Masch vindizirt Prillwitz unter Zurückweisung jeder andern Meinung die Ehre, auf der Stelle des alten Göttersitzes Rhetra zu stehen; mußte das aber auch, um damit die Aechtheit der obotrit. Alterthümer nach seiner Schlußfolgerung zu stützen, weil jene Alterthümer nach der Tradition dort ans Tageslicht gekommen waren. Untersuchen wir die Probehaltigkeit seiner Waffen. Seine Gründe sind:
1. Die durch sein bekanntes Werk: Die gottesdienstlichen Alterthümer der Obotriten. Berlin nach d. Vorrede 1771 erschienen, von Anfang bis zu Ende sich durchziehende Folgerung ist: in Prillwitz sind diese Alterthümer gefunden, mithin hat hier der von den alten Chronisten beschriebene Tempel der Wenden und deren berühmte Stadt Rhetra gestanden.
Ein für alle Male ganz abgesehen von der Frage: ob die angeblich in Prillwitz gefundenen Götzenbilder und andre Alterthümer ächt, oder unächt sind; eine Frage, welche, meine ich, nach unzähligen Für und Wider durch die gründliche Critik, welche derselben Prof. K. Levezow in: Ueber die Aechtheit der sogenannten obotrit. Runen-Denkmäler zu Neustrelitz, Berlin 1835, und in neuster Zeit: Fr. Boll, Past. z. Neubrand. in: Kritische Geschichte der sogenannten Prillwitzer Idole in Jahrb. des schwerin. Ver. XIX haben angedeihen lassen, – ganz abgesehen davon appelire ich an die doch wol Niemand genügende Logik bei Masch. Zugegeben die Idole sind ächt, zugegeben, sie sind in Prillwitz verscharrt und dort aufgefunden worden, muß nun gerade auch Rhetra dort gestanden haben? Kann sie nicht ein aus Rhetra nach zerstörtem Tempel geflüchteter Wende an einem von dort eine Meile oder mehr entfernten Orte in Hoffnung günstigerer Zeiten verborgen haben? Und das eben scheint mir mit der anerkannten Verschmitztheit eines Wenden übereinstimmender, jene Tempel- oder Hausgötter, oder nach der Vermuthung eines mit dem Gegenstande vielfach beschäftigten Freundes, die auf ihren Heerbannern (vexillis) befestigten Götterbilder fern vom Tempel zu verbergen, wo sie weniger ausgesetzt waren, von den feindlichen beutelustigen Kriegern gefunden zu werden.
2. Die Lage des Ortes, – die Oberfläche der Gegend von Prillwitz sind für Rhetra sprechend im Vergleich mit den Nachrichten obiger Chronisten. Prillwitz liegt an einem bedeutenden See (mare, lacus), dem Tollenzer-See, oder dessen Fortsetzung, der Lieps. Die bedeutenden Anhöhen, Berge, sind da, die sichtbar bei früherem 12-18 Fuß höhern Wasserstande als die 9 oder 3 Theile oder Thore der Stadt, durch zwischenliegendes Wasser getrennt, nachgewiesen werden können. Am See liegt ein schmaler, Schwindel erregender Nebenweg zum Tempel hin, zu welchem eine hölzerne Brücke führte. Dieser Tempel war von der Stadt abgesondert, lag auf steiler Anhöhe, zwischen welcher und jener eine Tiefe. Ferner: Die Ostsee stand zur Zeit Rhetra’s bedeutend höher: die jetzigen Wiesen, Moräste an der Pene und dem Tollensebach, selbst diese Flüsse, waren bis in’s Land Stargard hinein ein breites Gewässer, ein Arm oder Binnenwasser der Ostsee, schiffbar, daß man von Rhetra, dem heutigen Prillwitz, in die Ostsee schiffte. [22] Aus der Stiftungsurkunde der Stadt Neubrandenburg von 1248 ist leicht zu schließen, daß diese Stadt auf einem Morast gebaut worden und Schiffahrt zur Ostsee gehabt habe: die Benennung von Heringen, zu Schiffe dahin gebracht, erklärt, warum eine Gegend, etwa eine Meile unterhalb dieser Stadt der “Heringsfang” genannt wird.
Doch einstweilen genug. Prillwitz liegt an einem See, hat Anhöhen, Berge genug nach allen Seiten: das läugnet Niemand, der es auch nur ein Mal sah. Aber, frage ich, was bliebe wol von diesen letztern, auch den höchsten, wenn wir sie nach allen Seiten mit so hohem Wasser umgeben, daß die Theile Rhetra’s auf Inseln stehen, daß zum Tempel eine Verbindungsbrücke führt; ja, wenn die Lieps 2 bis 3 Mann höhern Wasserstand hat? Dann hätten, des Tempels nicht zu gedenken, auf jedem Stadttheile eine, höchstens zwei Wendenwohnungen Platz gefunden, wenn wir in Rhetra auch keine Paläste annehmen wollen. Und doch ist der Ort eine civitas, Stadt, gewesen. Nach den Worten, womit Masch den seinem Werk beigegebenen Grundriß von Prillwitz erläutert, geht mit Bezug auf Ditmar’s Worte: “dieser dritte Theil der Stadt, der kleinste, ist gegen Ost gelegen” hervor, daß er die hart am See, östlich vom jetzigen Schloßberge, ehemaliger Burg im großherzoglichen Garten gelegene Anhöhe für den Tempelberg hält. Aber ein viel zu winziger Raum für einen so großartigen Tempel, wie er uns geschildert wird. Wenn auch später theilweise abgegraben, es geschah nur an den Seiten zu gärtnerischen Zwecken, hätten unsre Tollenzer gewiß eine geeignetere Anhöhe unter den andern hervorragenden Bergen in der Nähe gewählt. Und wo bleibt hier die Schauder erregende Tiefe, der Abhang zum See hin, wenn dieser überdies 12-18 Fuß höher am Tempelberge stand? Da müßten unsre Wenden sehr zum Schwindel geneigt gewesen sein.
Ein Binnenwasser der Ostsee, das die Cimbrische oder eine andre Fluth bis nach Rhetra – Prillwitz durchgebrochen, annehmen, übersteigt doch allen Glauben, wenn man auch mit Masch annimmt, daß das Wasser erst nach Tausend Jahren sich verlaufen und bis auf die heutige Höhe herabgesunken sei so, daß jetzt der Tollensebach in entgegengesetzter Richtung das Wasser der Ostsee zuführt.[23] Da wäre Rhetra gar See- und Handelsstadt gewesen. In der Stiftungsurkunde von Neubrandenburg, die wir leider nicht mehr im Original haben, bei: Boll Gesch. d. Landes Stargard I. pag. 285 nach Klüver abgedruckt, heißt es von Johann, Markgraf v. Brandenb., damaligem Herrn des Landes: eandem civitatem (Brandenborg novam) eo jure, quo civitatem nostram Brandenborg veterem, gavisam esse volumus et contentam, in parte tamen ipsius civitatis incolis specialem gratiam facientes, quod de rebus pinguibus, videlicet de piscibus recentibus adductis navigio, butyro, caseis, pullis, ovis, pultibus et caeteris leguminibus, lino et panno lineo nulli omnino hominum ad danda telonia teneantur. Si vero aliquis ejusdem civitatis burgius pisces, halec – – – duxerit in civitatem, ipsum similiter ab eo absolvimus telonio etc. In Kürze zu deutsch: Wir wollen Neubrandenburg eben so begnadigen, als Altbrandenburg, namentlich den Ansiedlern jener Stadt einen besondern Beweis unsrer landesväterlichen Huld dadurch geben, daß sie von Fettwaaren, als: frischen Fischen, die vom See kommen, von Butter, Käse, Eiern, Geflügel, Hülsenfrüchten, Flachs und Leinewand überall keinen Zoll entrichten sollen. Bringt ein Bürger Fische, Maränen[24] in die Stadt, soll er sie eben so zollfrei einführen.
Daß hier von keiner Schifffahrt zur Ostsee, sondern von den bescheidenen Fischerkähnen des Tollenzer-See’s die Rede ist, erkennt das Auge auf den ersten Blick. Die täglichen Nahrungsmittel, wie sie zu der noch im ersten Stadium befindlichen Stadt gebracht worden, befreit der Landesherr vom Zoll, um Ansiedler heranzuziehen.
Und noch zwei Beweise, welche die Folgerung, die Masch zieht, als sei Neubrandenburg auf einem Sumpf gebaut, nachdem der Ostseearm sich verlaufen, unstatthaft machen. Wäre zur Zeit der wend. Bewohner unsers Landstrichs die Wasserhöhe unsers Landstrichs so bedeutend gewesen, so hätte Hofgärtner Zöllner nicht hart am Gärtnerhause in Prillwitz, wenige Fuß über dem Wasserspiegel der Lieps gelegen, eine unverkennbar wend. Graburne ans Tageslicht gefördert, als er daselbst einen Weinstock pflanzte.[25] Ferner: wie könnte Past. Kortüm z. Neubr. v. 1779-1800 in der Nähe dieser Stadt und wenig über dem Wasserspiegel des Tollenzer-See’s, beim St. Georg wendische Alterthümer in der Erde gefunden haben?[26] Unter Wasser bestatteten doch die Wenden nicht ihre Graburnen, und eben so wenig in Sümpfen. Was man hie und da in diesen an wend. Alterthümern gefunden, wie unter andern in Pleetz, Schönbeck, ist von ihren frühern Besitzern, den in die äußerste Enge getriebenen Wenden, hineingeworfen.
3. Einen namhaften Gegner haben wir aus seiner Position verdrängt, wenden wir uns gegen einzelne Nachzügler seines Lagers. Da finden wir bei Masch Vorr. z. obotr. Alterth. die Angabe, daß der jetzige “Schloßberg” mitten im großherz. Garten, den er selbst auch mit Recht für den nimmt, der einst die alte sächsische Burg oder Veste getragen, daß dieser Berg noch heutiges Tages von Jedermann im Dorfe Prillwitz der “Rheterberg” und die Wälle die Rhetrerberge genannt würden. Eine Täuschung des Gehörs. Nach wiederholten Nachforschungen bei den ältesten Bewohnern des Dorfs, in welchem ich von Jugend auf oft anwesend war, ist nur von einem “Ridderberg” die Rede. Schon Buchholz nach Masch Beiträg. pag. 69 vermuthet diese Verwechslung. Der Provesberg bei Masch ist: Prawes = Probstberg.
Ferner: im Pfarrgarten, am Tempelberge gelegen, am Schloßberge, in der nächsten Umgebung des Dorfs hat man wiederholt Opferkessel, Urnen, Urnenschärben, Letztere in Massen gefunden.[27] Nicht allein gern zugegeben, sondern bestätigt. Von diesen Schärben habe ich selbst genug gesammelt und in der Hand gehabt. Sie sind von blau-grauem Thon, aber in Masse und Bearbeitung ganz verschieden von wend. Urnenschärben, wie auch Lisch zugiebt, Ueberreste von altmittelalterlichen Gefäßen für Flüssigkeiten, wie sie von dem Genannten später auch in den alten Burgkellern zu Ilenfeld gefunden wurden. Bei meiner Anwesenheit in Prillwitz in den 30ger Jahren zeigte mir der damalige, mir befreundete Hofgärtner Schumacher nicht nur viele dieser Schärben, zum Theil künstlicher verziert, als wend. Graburnen, sondern auch zerbrochne, von Rost zerfreßne eiserne Pfeilspitzen, wie sie aus der Ritterzeit vorkommen, welche er beim Bepflanzen der Abhänge des Schloßberges aufgelesen. Unter seiner Führung habe ich damals beide Arten Alterthümer mit Ueberresten gebrannter Steine in Kalk an der gedachten Stelle aufgesammelt. Diese Schärben und Pfeilspitzen fallen als Beweise für Prillwitz – Rhetra durchaus weg. Daß Opferkessel, Urnen, Begräbnißstätten aus der Wendenzeit dort wiederholt, und noch bei Nachgrabungen in der jüngern Zeit näher und ferner vom Dorfe zu Tage gefördert sind, unterliegt keinem Zweifel. Aber ist denn daraus mehr zu folgern, als daß Prillwitz und Umgegend einst von Wenden bewohnt wurden? Rhetra ist es deshalb doch noch nicht. –
4. Hier noch Einiges in Betreff des Ortsnamens, Priulbitz, Prilbitz (nach Boll Priu-Lbitz d.i. bei der Liepitz, Lips), unser Prillwitz, ist der Name des Orts schon im 12. Jahrh. Nach der Urk. über die Stiftung des Klosters Broda durch den Fürsten der Lutizier, Kasimar, vom 18. Aug. 1170[28] bewidmet der damalige Landesherr das gedachte Kloster unter vielen andern umliegenden Gütern und (wüsten) Dörfern auch mit Priulbitz. Masch gesteht nun in Vorr. des oft gedachten Werks: woher der Name Prillwitz entstanden, sei ihm zwar unbekannt, indessen scheine er aus dem Wendischen herzustammen. Aus dem Wendischen stammt er ganz gewiß: er ist ächt wendisch. Darin aber finde ich eine Widerlegung meiner Gegner, die in Prillwitz Rhetra finden wollen. Geschichtlich begründet ist zwar nicht, daß Rhetra von Otto d. Gr. 955 zerstört, dann auf drei von Wasser umflossenen Bergen von den widerspännstigen Wenden wiederhergestellt, endlich aber von dem Sachsen Heinrich d. Löw. um 1150 völlig zerstört sei. Zerstört aber ist es. Wenn nun feststeht, daß die Unterjochung und Bekehrung der überelbischen Slaven durch Otto mit Feuer und Schwerdt keineswegs vollständig und nachhaltig war, daß diese vielmehr nach seinem Abzuge sich wieder und wieder erhoben, bis endlich der tapfere Heinrich d. Löw. die gänzliche Besiegung und gewaltsame Bekehrung der Wenden, namentlich der Obotriten und Rhedarier, vollendete, deren Herrschaft ein Ende machte, ihre Wohnplätze mit deutschen Ansiedlern aus Sachsen und Westphalen besetzte: so kann ich mir nicht denken, daß schon 20 J. später, 1170, bei der Stiftung des Klosters Broda, der Name Rhetra mit der abermals wend. Benennung Priulbitz vertauscht worden sein könnte. Mochte man auch den Namen Rhetra aus christlichem Eifer wider das scheusliche Heidenthum, oder aus Besorgniß, den verschont gebliebenen Wenden mit der Fortdauer des so berühmten Namens noch Aussicht auf Wiedererhebung zu gewähren, vertilgen wollen; warum wurde er dann durch einen ebenfalls wend. Namen Priulbitz ersetzt? Warum denn nicht vielmehr mit einem deutschen? Das um so vielmehr, als doch wol Sachsen oder Westphalen auch in Prillwitz die überwiegende Zahl von Bewohnern von nun an ausmachten? Priulbitz war und blieb Ort und Namen vor und nach völliger Unterjochung der Wenden, gleich so vielen Dorfnamen aus der Wendenzeit.
Der Ort war nach der völligen Eroberung des Landes ein festes Schloß (castrum) neben einem Städtchen (civitas).[29] Schon um 1235 bekennt der Besitzer, Albert von Peccatel, daß Otto, Markgraf v. Brandenburg, damaliger Besitzer des Landes Stargard, ihn in Schutz genommen, mit der Veste Trendecop belehnt, und daß seine Veste Prillwitz dem Markgrafen allerwege offen stehen solle gegen Jedermann, ohne gegen den Herzog von Meklenburg.[30] Noch im 15. und 16. Jahrh. heißt Prillwitz: “dat stedeken Prillvitz.” Eine zweite Veste Trendecop sucht Masch in der Nähe von Usadel an der jetzigen Kunststraße gelegen wol vergeblich. Sie lag vielmehr nach Penzlin zu. In einer Urk. v. 1274 ist nur die Rede von einer Trendecoper Mühle,[31] vielleicht die in der Nähe von Zipplow.
5. Versagen kann ich mir hier nicht, die Worte eines gediegenen Forschers auf dem Gebiete der Geschichte unsrer Gegenden, eines Landsmannes, Giesebrechts, in seinen wendischen Geschichten Berlin 1843 aufzunehmen. Er sagt S. 68 Anm. 1: “Man sucht Rhetra in der Gegend des Dorfes Prillwitz im Meckl. Strel. Zuletzt hat Lisch in Jahrbüch. III. diese Meinung verfochten. Er beruft sich auf die Uebereinstimmung der Oertlichkeit mit der Beschreibung Ditmar’s von Merseburg. Die ist aber so allgemein gehalten, daß sie auf sehr viele Gegenden des nördl. Deutschlands passen kann. Obenein wird durch ihre Uebereinstimmung mit der Lage von Prillwitz nichts bewiesen; denn daß Riedegast und Rhetra derselbe Ort, ist noch nichts mehr, als eine Hypothese, der die Begründung abgeht. Vielmehr die Beschreibung von Adam v. Bremen müßte zu der Lage von Prillwitz stimmen. Nun enthält freilich auch jene wenig besondere Züge, und dürfte somit leicht vielen Localitäten gerecht erscheinen; aber Eins doch steht in ihr fest: Rhetra lag auf einer Insel (?) in einem Landsee. Wo wäre dies Eiland in der Lips Prillwitz? Lisch beruft sich ferner auf die von Ditmar angegebene Entfernung Rhetra’s von Hamburg; aber Ditmar giebt keine Entfernung an, sondern Adam v. Brem. (wol ein lapsus memoriae von Lisch), und wenn die Richtung nicht genau bemerkt ist, was frommt die ungefähre Bestimmung von vier Tagereisen?”
Wenn übrigens Masch diese Entfernung auf 20 und etliche Meilen angiebt – man darf gern 27 – 30 in gerader Richtung annehmen – so ist das für einen Wenden in vier Tagereisen zu Fuße vielleicht zu beschaffen gewesen; doch ist auch daraus gar nichts zu gewinnen.
6. Endlich noch Berücksichtigung der jüngsten Hypothese über die Lage Rhetra’s. Bis jetzt nur durch freundliche schriftliche Mittheilung des Herrn Past. Boll z. Neubr. von derselben in Kenntniß gesetzt, vermag ich derselben nur Weniges zu widmen, da mir aller Bemühung ungeachtet die Benutzung des Archiv’s f. Landeskunde Jahrg. 1853 nicht gelungen ist. Es ist die von dem Genannten, diesem eben so rastlosen, als nach allen Richtungen tief eingedrungenen Kenner der Alterthümer und Geschichte unsers Landes aufgestellte, mit Gründen belegte Meinung: Rhetra habe auf der tief in die Lips einschneidenden Halbinsel gelegen. Schon die aufrichtige Ueberzeugung, einem solchen gediegenen Forscher gegenüber nicht gewachsen zu sein, könnte mich zurückhalten, ihm entgegenzutreten. Das indeß möge mir mein geehrter Freund gestatten, seiner Annahme entgegenzustellen, was mir vorläufig aufgefallen. Jene Landzunge, wie das ganze Lipser-Bruch, liegen so niedrig, daß sie, meistens als Wiese und Weide benutzt, bei Hochwasser der beiden Seen im Frühlinge nicht selten überschwemmt werden. Dort sollten unsre Wenden ihren Haupttempel, ihr viel besuchtes Rhetra gehabt haben? Brücher, Sümpfe, besonders tief in Wäldern gelegen, benutzten die der Bekehrung sich hartnäckig Widersetzenden unzweifelhaft als äußerste Zufluchtsörter vor ihren Feinden, dort schufen sie sich eine feste Lagerstätte; daß sie aber in friedlichen Zeiten solche Gegenden für ihre, wenn auch noch so winzigen Städte und Götzentempel gewählt haben sollten, will mir doch nicht einleuchten. Daß die gedachte Halbinsel, oder Landzunge voller Alterthümer steckt, ist mir allerdings bis jetzt entgangen; doch wird auch Herr Past. Boll daraus allein keinen entscheidenden Beweis herleiten wollen. Wo aber finden wir dort den großen geheiligten Wald? Wo den Schauder erregenden Fußweg in der Nähe des Tempels? Und wozu dort eine Brücke, da die Landzunge von beiden Seiten ohne eine solche zu betreten war? Das sind Fragen, die mir entgegentreten. Nach der Carte von Schmettau erscheint die Landzunge keinesweges als tricornis, “dreieckig.”
2. Abschnitt
Wo lag Rhetra nicht, wo kann es nicht gelegen haben, das, vermeine ich, nachgewiesen zu haben. Wo lag denn aber Rhetra? Die Frage zu beantworten, ist nun meine Aufgabe, deren Schwierigkeit und volle Bedeutung ich wol erkenne. Um von vorneherein der weitern Untersuchung den Weg zu bahnen, ist nöthig, den Raum zu begränzen, auf welchem nach den Angaben obiger Gewährsmänner diese Stadt jedenfalls nur gesucht werden kann. Der beigegebene Grundriß der Wohnplätze der einzelnen Stämme, der Gaue der Wenden des nördlichen Slavenlandes zwischen Elbe und Oder um das Jahr 1000 n. Chr., die Zeit ihrer endlichen Unterjochung und Bekehrung, nach den Angaben der Chronisten und späterer Forscher, wird zunächst als Wegweiser dienen. Im Gau der Rhedarier lag nach jenen ältesten Nachrichten ohne weitern Zweifel Rhetra. Der Landstrich, welchen dieser Gau der Rhedarier oder (sive Helmold) Tollenzer einnahm, ist von dem eben gedachten Chronisten, wie von Adam. Bremens. durch die jenen Gau umwohnenden Stämme gleichlautend festgestellt. Danach kann also Rhetra nur in der Nähe des Tollenzer-See’s gelegen haben. Bewohnten die Rhedarier, wie dem nichts von Belang entgegengesetzt werden kann, die SSO.-Seite des See’s, die Provinz Raduir oder Radwer, den Raum des heutigen A. Stargard, des Cabinetsamtes, eines Theils des Strelitzer und Mirower Amtes, wol von Wesenberg bis gegen Friedland; so war der Wohnsitz ihrer Gaugenossen, der Tollenzer, das NW.-Ufer des See’s bis gegen Demmin hin. Denn hausten nach den beiden Chronisten die bedeutendsten der genannten Stämme dieses Landstrichs, die Rhedarier, in der Mitte der von ihnen namhaft gemachten andern Stämme zwischen Elbe und Oder; so bleibt für dieselben nur der bezeichnete Landstrich; wozu noch der bezeichnende Name, Tollenzer, ein überholendes Gewicht in die Schale wirft. Danach haben unsre Rhedarier und Tollenzer gegen N. jenseits und westlich von Dimine die Kyzini; von uns aus jenseits der Pene die Circipani; im O. bis zur Oder die Luitici, die ausgedehnte Provinz der Winuler, zu welcher von Einigen der Rhedarier-Gau mit den Tollenzern gerechnet zu werden scheint; im S. die Leubuzi, Stoderani, Haveli, Doxani, und im W. die Lingones, Polabingi, Obotriti und die Warnabi zu Gränznachbarn gehabt.
Somit hätten wir denn, wenn auch noch auf ziemlich ausgedehnter Fläche, den Raum vorläufig festgestellt, auf welchem wir Rhetra zu suchen haben.
Rhetra lag in der Nähe des heutigen Dorfes Broda nahe bei Neubrandenburg.
Hatte ich bisher bei meinen Angriffen auf meine Gegner Bundsgenossen, hier, bei Vertheidigung meiner Hypothese vermisse ich sie um so mehr, als ich gewiß kampffertige Gegner erwarten darf. Alles, was ich für mich benutzen kann, beschränkt sich auf die schon oben berührte, gar allgemein gehaltene Angabe: Rhetra habe in der Nähe von Neubrandenburg gelegen.[32]
Trauen wir auch den rohen Vorbewohnern unsers Landes nicht genug Aesthetik zu, den unbezweifelt schönsten, erhabensten Punkt in ihrem Gau für ihre weitberühmte Götter- und Orakel-Stadt ausgewählt zu haben; so müssen wir ihnen doch als erfahrnen Kriegern so viel Umsicht zutrauen, für ihren Haupttempel, ihr Heiligthum, einen schon in seiner Lage natürlich gesicherten Ort auf der bedeutendsten, weitschauenden Höhe, unmittelbar am größten See des Gau’s, ausersehen zu haben. Und wer will für solchen einen andern finden, als auf den Höhen in der nächsten Umgebung von Broda?
1. Die Lage von Broda, die Terrain-Beschaffenheit der nächsten Umgebung passen zu den Beschreibungen von Rhetra, wie sie uns unsre Chronisten geben. Daß Adam. Brem. und Helmold. der Stadt neun Theile, Ditm. Merseb. nur drei geben, ist schon oben Anm. 14 als nicht von Einfluß nachgewiesen. Ein für alle Male sei aber auch hier gesagt: wir dürfen die Worte der alten Chronisten nicht auf die Spitze treiben. Sie erzählen in ihrer Weise nach, was sie von Hörensagen hatten. Waren ihre Aussager gefangene, vielleicht auch getaufte Wenden, wer will diesen einen Vorwurf daraus machen, wenn sie in ihrem Nationalstolz ihre alte berühmte Stadt auf das Großartigste und zugleich Scheu und Furcht erregend ausschmückten? Beschrieben rückkehrende sächsische Krieger die von ihnen eroberte und zerstörte Stadt der Feinde, so ist dabei gewiß ein Theil abzurechnen auf Kosten ihrer doch nur flüchtigen Bekanntschaft mit dem Orte, wie auch wol auf die dem Sieger zu verzeihende Ruhmsucht. Hatte denn Rhetra neun, oder drei Theile, war die Stadt dreispitzig, dreigestaltig, soll dies selbst heißen können: auf drei Hügeln – von Inseln ist keine Rede – gleich gut: bei Broda ist dafür, wie der erste Blick zeigt, geeigneter Raum, Oertlichkeit, reichliche Anhöhen, bedeutender und großartiger, als bei Prillwitz und sonst wo. Ich setze den Tempel Radegast’s auf die imposanteste und festeste aller Anhöhen, die das heutige so einfache, als geschmackvolle Belvedère mit seinem sehenswerthen Panorama trägt. Die andern Theile der Stadt lagen gegen NW. auf Neuendorf hin und gegen NNO. neben dem Dorfe Broda auf ganz ansehnlichen Höhen. Der heilige Wald Ditmar’s ist, möchte ich behaupten, in seinen Nachkommen da, in dem einladenden, schattenreichen, aber noch heute schauerlichen Buchwalde, der sich hart am nordwestl. Ufer des Tollenzer-See’s fast eine Meile bis gegen Alt-Rehse hin erstreckt. Der kleinere Stadttheil, der den Tempel enthielt, mit seiner Aussicht und Lage gegen O. (quae Orientem respicit. Ditm.), was mangelt ihm auf der schroffen Höhe von Belvedère?
Aber: “die Stadt selbst ist nach allen Seiten von einem tiefen See umflossen” (Adam. Brem. u. Helm.); zum kleinsten, dritten Stadttheil – Tempelberg – führt ein hart am großen See hinlaufender, Schauder erregender schmaler Weg (Ditm.). Abgesehen davon, daß ein rückkehrender Sieger die Schwierigkeiten gern vergrößert darstellte, die er und seine Kampfgenossen dennoch siegreich bei der Eroberung der feindlichen Stadt bestanden hatten, war demselben von dem jähen Abhange des Tempelberges gegen den großen See hin gesehen, dieser als die Stadt umschließend erschienen. Davon sagt aber auch Ditmar, mir der glaubwürdigste Gewährsmann, kein Wort; wol aber umgiebt nach ihm der heilige Wald die Stadt. Dagegen ist dessen “hart am See hinlaufender, Schwindel erregender Fußweg” noch heute da, wenn man das Ufer wieder so herstellen wollte, wie es Verf. vor der terrassirten Gartenanlage von Belvedère gekannt hat. Man stelle sich heute noch auf den erhabensten Punkt dieser Anhöhe, die früher nach dem See zu fast senkrecht abfiel, schaue hinab auf den zwei Meilen langen See. “Ueber den See führt eine hölzerne Brücke” (Adam. Br. u. Helm.). Unbeachtet gelassen, daß Ditm. davon nichts weiß, ist diese Brücke nichts anders, als eine Fähre, von welcher Broda, das wend. Wort dafür, noch heute den Namen hat. Auch mag immerhin an beiden gegenüber liegenden Ufern eine hölzerne Vorbrücke, wie sie bei Fähren gewöhnlich ist, den Landungsplatz bezeichnet haben. Eine Brücke über den eine Viertelmeile breiten See zu bauen, das war wol keine Aufgabe für unsre Wenden. Beiläufig verband die Fähre unterhalb des Tempelberges das nördl. und südl. Ufer des Tollenzer-See’s zu den Stammgenossen, den Rhedariern, hin; keineswegs, wie Masch will, die Höhe von Broda mit dem Datz-Berge gegen N. von Neubrandenburg. Von Beiden, dem hart am See hinlaufenden Fußwege und der hölzernen Brücke sagen unsre Chronisten nicht mehr, als daß sie zur Stadt führten. Es ist also kein Grund vorhanden, daß sie nur zum Tempel geführt, als habe der auf einem ganz von Wasser umflossnen Berge gestanden, oder gar, wie Hane I.c. übersetzt: auf einer Landzunge.
2. Ohne mich auf eine Untersuchung über das unter Historikern immer noch schwankende Jahr der gänzlichen Zerstörung Rhetra’s einzulassen,[33] steht doch fest, daß das Bisthum Havelberg, dessen Sprengel unser Land einst angehörte, erst um die Mitte des 11. Jahrhunderts seine urkundlich gesicherte Existenz behaupten konnte. Hundert Jahre später, 1170 wird nach authentischer Urk. das Prämonstratenser Mönchskloster zu Broda unter geistlicher Hoheit jenes Bisthums von dem Pommerfürsten Kasimar, gestiftet und reichlich dotirt. Daß die ersten und bedeutendsten Kirchen und Klöster im unterworfenen Lande der Ungläubigen auf dem Grund und Boden der diesen bisher heiligsten Oerter, ihrer Götzentempel, erbaut wurden, ist vielfach nachgewiesen,[34] Es geschah, um nur zunächst die Getauften an einen Ort hinzuziehen, der ihnen aus früherer Zeit immer noch ein heiliger, die Nähe der Gottheit tragender Ort war. So gründete man das Kloster Broda, das erste in unserm Lande, auf der Stelle des Jahrhunderte hindurch von den Rhedariern und Tollenzern in Ehrfurcht besuchten, nun aber von Grund aus zerstörten Tempels zu Rhetra.
3. Nach der Stiftungs-Urkunde des Klosters Broda 1170 bewidmet der fromme Pommerfürst Kasimar, damaliger Landesherr, dasselbe mit einer stattlichen Reihe von 34 Ortschaften, zu beiden Seiten des Tollenzer-See’s gelegen. Der Fürst überläßt es völlig dem Ermessen der frommen Väter, aus diesen geschenkten Orten den auszuwählen, welchen dieselben nach ihrem Ermessen am geeignetsten halten würden, daselbst ein Kloster und eine Kirche zu gründen.[35] Nun steht unter diesen Ortschaften obenan: Broda cum foro et taberna – “mit dem Markte, Marktplatz und der Herberge, Gasthaus,” während bei keinem der andern Oerter von so etwas die Rede ist. Bei Wustrow heißt es nur: “die Burg mit dem Dorfe;” Prillwitz steht ganz ohne Zusatz da. So war Broda unzweifelhaft der bedeutendste unter allen. Dort fand sich schon ein Marktplatz für den Verkehr und öffentliche Verhandlungen; eine Herberge zur Aufnahme Auswärtiger: Beweis, daß der Ort längst zuvor viel besucht, belebt war. Welcher Ort hätte solcher öffentlichen Anstalten nöthiger gehabt, als der, wohin aus allen umliegenden Gauen der Opfernden und der Götteraussprüche Suchenden in großer Anzahl zusammenströmten? Die alte berühmte Götterstadt Riedegast oder Rhetra, sie konnte weder eines Marktes, noch einer Herberge entbehren.
4. Wo aber blieb der Name Rhetra? Ist er sofort völlig verschollen, ward er vergessen? Zunächst halte ich’s hier am Orte, eine Bemerkung beizubringen, die meines Wissens bisher noch nicht gemacht ist. Ῥήτρα – und darum schreibe ich Rhetra – heißt: Ausspruch, Götter-, Orakel-Spruch. Wie, wenn unsre Chronisten das in der ihnen zugekommenen Schilderung der Rhedarier-Stadt ihnen Bedeutungsvollste: “dort war das Orakel der Ungläubigen” in der ihnen geläufigen griechischen Sprache bezeichneten, den wichtigsten Gegenstand in der Stadt zum Namen derselben machten, statt der ihnen unbekannten Bedeutung des Wortes Broda, Fähre, oder diesen auch nicht für ein nomen proprium, sondern nur für eine Bezeichnung einer zufälligen Lokalität daselbst hielten? Fast sollte Ditmar auf eine solche Vermuthung führen, da er die Stadt Riedegast nennt, offenbar den Namen der daselbst verehrten Gottheit, Radegast, den er überdies nicht recht gehört, der Stadt selbst beilegt.
5. Aber ist denn in Broda und der nächsten Umgegend keine Spur von dem alten Rhetra zu finden? Doch; wenn auch nach 800 Jahren nur schwache. Das nahe Neuendorf, Nighendorpe, kommt zuerst in einer Urk. von 1230 vor, in welcher Fürst Nicolaus von Werle dem Kloster Broda dessen Besitzungen bestätigt; aber unter den in der Stiftungs-Urk. von 1170 aufgeführten Ortschaften kommt es nicht vor. Wie, wenn die Prämonstratenser-Brüder das Areal des ehemaligen Rhetra auf den Höhen in der Richtung von Wulkenzin und Weitin hin durch herbeigezogene sächsische Ansiedler anbauen ließen und darauf den ächt deutschen Ort Neuendorf erbauten?
Ferner: Die in der Nähe gelegenen Dörfer: Neu- und Alt-Rhese, (in Urk. Rese, Reese, Recze, Reze) könnte man in ihnen nicht mindestens Ueberreste des Namens Rhetra suchen? Nach Masch obotr. Alterth. pag. 24 ist schon die Meinung aufgetaucht: Rhetra habe in Rhese gestanden. Auch kommt der Name Rheda vor.[36] Wenn das nicht Abkürzung statt: civitas Rhedariorum – Stadt der Rhedarier – ist, wie leicht kann doch aus Rheda später Rheza, Reze, Rese entstanden sein?
Wer aber in und bei Broda Ruinen des hölzernen Göttertempels oder der verschwundenen Stadt suchen wollte, der mag seine Mühe sparen; daran ist nicht zu denken. Die Sage der Fischer in Neubrandenburg, daß im Tollenzer-See eine Stadt versunken sei, deren Thürme bei klarem Wasser zu schauen, schmeckt sehr verbraucht, erhält selbst durch Buchholz kein Gewicht, dem es glaublich, daß Rhetra vom Wasser verschlungen sei.
Daß meine aufgeführten Gründe nicht ausreichen, meine Hypothese bis zur apodictischen Gewißheit zu erheben, fühlt Niemand mehr, als ich selbst. Aber neben allen andern, so zahlreichen Vermuthungen über Rhetra’s Lage, die zusammengestellt zu haben, das ganze Verdienst meiner Lieblingsbeschäftigung nach überstandener Krankheit umfassen mag, wird man ja auch meiner Vermuthung ein Plätzchen einräumen. Lassen wir uns auf die allerdings schwankenden Beweise, aus der Geschichte und Lokalität hergenommen, weiter nicht ein; das aber wird mir Niemand, der von der ansehnlichen Höhe Belvedère bei Sonnenaufgang das reizende Panorama schaut, wegläugnen, daß Broda geeigneter erscheint, die alte Götterstadt Rhetra getragen zu haben, als irgend ein Punkt unsers Landes. Wer spräche da nicht den ehrfurchtvollsten Dank der erhabenen Fürstin aus, der es vorbehalten war, diese entzückende und – classische – Höhe zu Ehren gebracht zu haben?
Wo lag Rhetra? Versuch einer historisch-kritischen Beantwortung dieser Frage von F.Th. Sponholz, Pastor zu Rülow. Mit zwei Karten. Neubrandenburg, Carl Brünslow 1861
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[1] In vita Ditmari cujusdam chronici Antistitum Merseburg. heißt es von ihm: per incrementa temporum ramum attigit Pythagoricum, levi rami vitans declivia. Zum Verständniß dieses Lobes dient: Pythagoras benutzte die beiden Arme des griech. Y als Sinnbild der beiden entgegengesetzten moralischen Lebenspfade.
[2] Diese Conjectur schlägt schon Masch vor. Wenn dagegen Prof. Thummann, Gegner des Genannten, meint: dem stehe entgegen das Folgende: duae ejusdem portae cunctis introeuntibus patent; so paßt dasselbe eben so gut zu partes, als zu portas; fast noch natürlicher. Zwei Theile der Stadt zu betreten, steht Allen frei; aber nicht der dritte, in welchem der Tempel, das Heiligthum. – Die Worte: unaquaeque per singula cornua, hält schon Laibnitz für unächt.
[3] quae nulli facile patet; ebenfalls unächt.
[4] Hat Ditmar wol über den Namen des in der Rhedarier-Stadt verehrten Gottes Riedegast – Radegast – den Namen der Stadt selbst überhört, vergessen, und dafür Riedegast substituirt? Vgl. auch unten Nr. 4 im zweiten Abschnitt.
[5] tricornis ist nicht, wie Masch, “auf drei Hügeln,” sondern die Stadt war in Form eines dreistraligen Sterns, in drei Straßen auslaufend, gebaut. Masch mußte drei Hügel haben, um seine Hypothese vom Ostseearm bis nach Prillwitz zu stützen. – Boll in Gesch. d. Land. Stargard: “dreigestaltig.”
[6] S. oben Anm. 2. Offenbar zur Verdeutlichung des tricornis.
[7] Mare statt lacus bei Scribenten der mittleren Jahrhund. nicht selten.
[8] Entweder heißt die Stelle: Zu diesem dritten Stadttheil führt ein schmaler Weg, hart auf dem hohen gegen den See hin schroffen Abhang, so daß der Anblick von oben herab Schauder erregt; oder: dieser dritte Theil der Stadt selbst liegt hart an dem See, so daß zwischen Beiden auf schroffem Abhang ein schmaler Fußweg bleibt. – Die slav. Urbewohner wählten zu ihren Wohnplätzen die Nähe von Gewässern, weil sie abgesehen von den ergiebigern Viehweiden und dem häuslichen Bedürfniß bei ihren Opfern und Todtenbestattungen des Wassers bedurften. Die Grabstätten der Wenden finden sich in unserm Lande in der Nähe von Gewässern an oder auf Hügeln. Jetzt freilich sind viele Gewässer Moore oder Sümpfe.
[9] Thiere waren die gewöhnlichen Opfer; Hörner und Knochen blieben zerstreut um den Tempel her liegen.
[10] Warum sich abmühen, diesen Namen identisch mit Radegast nachzuweisen? Hier ist die Rede von der Hauptgottheit des gesamten Volks der Luticier. Der Nationalgott war also Luarasici; der dem Gau der Rhedarier eigenthümliche: Radegast. Siehe auch unten: Quot regiones etc.
[11] Könnte man bei diesen Orakelsprüchen, sortes, wenn sie bildlich, oder in Runen dargestellt waren, vielleicht an die Runensteine denken, wenn anders wenigstens die v. Hagenow beschriebenen ächt sind?
[12] Die Stelle scheint mir vom Herausgeber oder Abschreiber corrumpirt.
[13] Ein Bündel Gras als Friedenszeichen erscheint mir doch gar kümmerlich. Da möchte ich lesen: ramo viridi.
[14] Nicht auffallend, während Ditmar nur drei angiebt. Adamus konnte seine Nachrichten und Beschreibung Rhetra‘ nur von einem rückkehrenden Krieger, oder von einem gefangenen Wenden haben; Ditmar dagegen nach obigen Nachweisungen aus entschieden glaubwürdigerer Quelle. Wenn Masch danach ein altes Rhetra mit neun, und ein nach der ersten Zerstörung durch Otto d. Gr. die übrigens noch historisch zweifelhaft, von den Wenden wiedererbautes mit drei Theilen oder Thoren annimmt; so sollte man doch eher bei Ditmar novem, bei Adamus und Helmold dagegen tres voraussetzen.
[15] Adamus sagt nach der Ausgabe von Lindenbrog pag. 189: Odora vergens in boream per medios Winulorum transit populos.
[16] Legt man sich die Wohnplätze dieser Wendenstämme zurecht, sieht man bald, daß Adamus Geographie auf schwachen Füßen steht. Er giebt uns hin und her Stämme in S. und O. an.
[17] Adamus giebt uns eine Probe seiner griechisch-christlichen Symbolik, nach welcher die Gewässer, welche die neun einzelnen Stadttheile umgeben, das Bild eines neunfachen Styx sind. Deshalb muß auch wohl sein Rhetre neun durch Wasser getrennte Theile haben.
[18] Masch Beitr. zu den obotrit. Alterth. Schwerin und Güstrow 1774 pag. 80 nimmt Slaven, Wenden, Winuler für den allgemeinen, dem ganzen Volke zukommenden Namen. Daß die Wilni des Adam. und die Winuli des Helm. dieselben seien, scheint mir doch nicht annehmbar. – Bangert in seinen Anm. zu Helmold pag. 11 versetzt die Wiliner nach der Mark Brandenburg.
[19] Warum ich Rhetra schreibe, davon unten. – Außer Riedegast bei Ditm. findet sich auch Rheda in Georg. Fabr. orig. Sax.
[20] Herrn Past. Fr. Boll zu Neubrand. müssen wir es Dank wissen, daß er eine seit Latom. Zeiten völlig eingebürgerte Benennung: Ravensburg als aus der Luft gegriffen nachgewiesen. Wiederholte Nachgrabungen an Ort und Stelle, seine ganze Beschaffenheit erweisen diesen Ort als einen Zufluchtsort der letzten hartnäckigen Wenden, wie wir dergl. mehre im Lande z.B. bei Ramelow, haben. S. Jahresber. des schwer. Vereins VI. pag. 78 und V. pag. 112. – Wie sollte denn auch ein alter deutscher Ritter statt der nahen ansehnlichen Höhen ein Bruch zu seinem Burgsitz sich gewählt haben?
[21] Vergl. Ausführlicheres über die Hypothese dieser Gegner in: Fr. Boll krit. Gesch. der sogenannten Prillwitzer Idole, besonders abgedruckt aus Jahrb. d. schwer. Ver. XIX. pag. 168-286.
[22] Masch nimmt für jene Zeit einen 2-3 Mann höhern Wasserstand an.
[23] Daß mare bei Ditmar unsern Masch zu dieser Annahme verleitet, mag ich nicht voraussetzen. Haben doch Adam v. Brem. und Helmold dafür: lacus profundus. Uebrigens kommt schon der See Lieps bei Prillwitz wiederholt namentlich im 12. Jahrh. vor. So in der Stiftungsurkunde des Klosters Broda 1170, dann 1273, 1285. Man vergl. auch E. Boll Geognosie d. Ostseeländ. pag. 82 ff.
[24] Halec, aus dem Masch Hering macht, war allerdings im Mittelalter die Benennung dafür. Es heißt aber auch: Maräne, die man nach damaliger Naturgeschichte zur Gattung: Hering rechnete; wie auch, die Neunaugen. Jene werden noch heute aus den Seen bei Feldberg zu gewissen Jahreszeiten nach Neubrandenburg gebracht, und diese, Neunaugen, noch jetzt, wenn auch seltener, im Bache der Krappmühle gefangen. Letzteres giebt wol Aufschluß über den von Masch erwähnten “Heringsfang” eine Meile von der Stadt, eine Benennung, die aber heute Niemand in der Umgegend mehr kennen will.
[25] Vgl. K. Levezow I. c. pag. 26 Anm. 1.
[26] I.C.P. Kortüm Beschreib. eines neulich bei Neubr. aufgefundenen wend. Monuments mit hist. Erläut. zur näheren Bestimmung der Lage des alten Rhetra. Neubrand. 1798.
[27] Vgl. Masch obetr. Alterth. Vorr. Desselben Beitr. pag. 161 ff. vorzüglich aber Lisch in Jahrb. des schwer. Ver. III. pag. 21. Dagegen auch Jahresbericht III. pag. 82. 93 und II. pag. 76.
[28] Diplomatisch genau abgedruckt in Jahrb. d. schw. Ver. III; in einer Copie im großherz. Archiv z. Neustrel. vorhanden. Vgl. auch Bestätigungs-Urk. des Fürsten Boguslav v. Pommern v. J. 1182 im Neustrel. Archiv, abgedruckt in Jahrb. d. schw. Ver. III. pag. 203 und Urk. pag. 211.
[29] So ausdrücklich in einer Urk. von 1320, in welcher drei Gebr. von Peccatel geloben, mit Schloß und Stadt dem Landesherrn Heinrich v. Meklenb. und Stargard zu Dienst zu sein, ihm zu öffnen. Bei Boll Gesch. d. Land. Starg. I. pag. 377.
[30] Nach einem Citat aus Lüning jur. fend. und Schröder pap. Meklenburg bei Masch Vorr. Anm. i. Vgl. Boll Gesch. d. Land. Starg. I. pag. 167 und krit. Geschichte d. sogen. Prillwitz. Idole pag. 7. Anm. “Die angeblichen Tempelruinen und der Tempelberg z. Prillwitz sind, wie schon oben angedeutet, nichts anders, als Ueberreste der Veste Prillwitz im 13. Jahrh. (wol schon früher) erbaut, im 16. oder 17. zerstört.” – In einer Urk. v. 1286 heißen Bernhard und Heinrich v. Peccatel: Schloßgesessene zu Prillwitz.
[31] Jahrb. X pag. 269.
[32] Vgl. die Mittheilung über den engl. Reisenden Dr. Thomas Nugent in einem Auszuge der deutschen Uebersetz. seiner Briefe in: Boll krit. Gesch. der sogenannt. Prillwitz. Idole pag. 4-7. Auch Kortüm I.c.
[33] S. Boll Gesch. d. Landes Stargard 1. pag. 1-5.
[34] Vgl. Lisch Jahrb. III. S. 22.
[35] Origin. Urk. in Jahrbüch. d. schwer. Vereins III. pag. 197; deutsche Uebertragung in Boll Gesch. d. Land. Stargard I. pag. 13.
[36] Cfr. Georg. Fabric. orig. Saxonum.