Hans Henrich Klüvern: Rhetre


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55. Rhetre.

Jetzt Stargard / andre meinen Röbel / eine Stadt der Winulorum, Tollentzer und Rhaedarier, hat gehabt 9 Thore, und war allenthalben mit einem Wasser-Graben umgeben. Allhier stand des Abgotts Radegasts Bild aus Gold gemacht; das Bette aber aus Purpur bereitet. (Simulacrum ejus auro, lectus ejus ostro paratus) in einem grossen Tempel. Man muste dahin über eine höltzerne Brücke gehen, doch ward es niemand dann nur allein denen welche opffern, oder denen die um Rath fragen wolten, vergönnt. Crantzius in Wandalia L. 2. Cap. 22. & L. 3. Cap. 4. muthmasset, daß Rethra sey Röbel; allein diese Meynung ist weder dem Nahmen noch der Situation des Orts conform, denn Röbel liegt nicht an der Tollensee ist auch nicht mit Wasser umflossen, wie Rhetra gewesen. Andre meynen es sey Malchan, weil es aber nicht an der Tollensee liegt, so fällt sowohl dieser als derer Meynung hinweg, welche behaupten, daß Malchin auf dem Platz stehe, wo Rhetra vor diesen gestanden. Latomus behauptet, daß diese Stadt an dem Ort gestanden, wo itzo Prilwitz lieget, weil dieser Ort beydes an der Tollensee, als an einem Morastigen Ort gelegen. Daß aber Prilwitz nicht mehr wie zuvor mit Wasser umgeben und ohne Brücken dahin zu kommen sey, käme seiner Meynung nach, daher daß ein grosser Ort Landes gefangen, das Wasser abgeleitet und also der Boden trucken gemachet worden. Die Tollensee hätte ihren Gang bis an Friedland gehabt, und wäre der Platz, wo itzo Neu-Brandenburg läge, gantz überschwemmet gewesen, welches Wasser nachhero abgezapfet worden.
Ao. 1579. ist die Stadt nebst dem Abgott vom Kayser Ottone, und Marggraf Gerone von Brandenburg verstöhret. …
Nachdem König Mistevojus Hertzog Bernhards Kindes-Kind zur Gemahlin haben wollte, der Marggraf Theodoricus aber solches dem Hertzog Bernhard wiederrieth, mit Vorgeben, man muste einem Wendischen Hunde solche Printzeßin nicht zukommen lassen, veranlassete Mistevojus zu Rehtre eine Zusammenkunfft der Wenden, wodurch gantz Nordalbinger Land dieses Hochmuths auch sonst der Sachsen Schinderey wegen ao. 1013. sehr verwüstet, und mit Feuer und Schwerdt elend zugerichtet wurde.
Ao. 1060. ist der Bischoff Johannes Scotus zu Mecklenburg, in Rehtre an Händen und Füssen gestümmelt, ihm der Kopf abgehauen, und dem Abgott Rhetre geopffert worden.
Zu König Gottschalcks Zeiten, hatten die Riadurer, das ist die bey Rhetra wohneten, einen grossen Streit mit den Kißinern und Circipanern, der Priorität oder Vorsitzes wegen, darüber es zur Schlacht gerieth, und wurden die Riaduri und Tolentzer aus dem Felde geschlagen. Die Ueberwinder nahmen Svenonem, König von Dännemarck, Bernhard, Hertzogen zu Sachsen, und Gottschalck König der Obotriten, zu Hülfe, daß der Gegentheil geschlagen wurde und mit 15000 Marck den Frieden kauffen muste, welches die Fürsten unter sich theilten; von der Bekehrung zum Christenthum aber keine Erwehnung in dem Friedens-Tractat thaten.
Ao. 1150. ist die Stadt gäntzlich zerstöhret von Nicoloto König der Wenden und Graf Adolph von Holstein, welche einen Pflug dadurch ziehen lassen, ihr Gedächtnis aufzuheben.

Klüvern, Hans Henrich: Beschreibung des Hertzogthums Mecklenburg und dazu gehöriger Länder. Zweyter Theil. In sich haltend Ein Alphabetisches Verzeichnis der Städte und merckwürdigen Oerter, und was darinnen sich vornemlich zugetragen. Hamburg 1738 (2. Auflage), darin: 55. Rhetre., S. 327-329

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