Eduard Handtmann: Alterthumsfunde in der Priegnitz im Jahre 1885. (PDF)
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(8) Hr. Prediger Handtmann überreicht mittelst Schreibens an den Vorsitzenden d. d. Seedorf bei Lenzen an der Elbe, 11. December einen Bericht der Alterthumsfreunde von Lenzen und Umgegend, betreffend
Alterthumsfunde in der Priegnitz im Jahre 1885.
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8. Die Frage, ob Rethra bei Lenzen zu suchen sei, ist von uns weiter erörtert. Die von HHrn. Brückner und Oesten neuerdings citirten Urkunden scheinen uns nur zu beweisen, dass das Redarierland unter die Botmässigkeit von Magdeburg gezogen werden sollte, ohne dass diese Citate etwas über die geographische Lage von Rethra besagen. Das Bisthum Havelberg, welches vornehmlich den geistigen Kampf gegen die Verehrer des Rethraheiligthums zu führen hatte, liegt Lenzen näher als Feldberg. Alle von Adam und Thietmar gegebenen Entfernungen passen auf Lenzen, sind aber für Feldberg über jede Naturmenschenkraft hinausgehend. Uebrigens sind wir Lenzener jetzt der Ansicht, dass, wie das Marienkloster bei Lenzen einst die Erbschaft des slavischen Rethra antrat, so dieses Rethra seinerseits ebenfalls als Erbe eines altgermanischen Heiligthums im grossen Eichenwalde dagestanden hat. Ich habe die ganze von mir ausgegangene Lenzener Rethra-Hypothese nochmals ausgearbeitet.
Unsere Ansicht geht jetzt dahin, dass die Bewohner der Priegnitz, welches Wort slavisch analysirt = „Land der Unterworfenen“, „Vasallen-Land“ bedeutet, gar keine Slaven, sondern sitzen gebliebene und nur äusserlich ein wenig slavisirte Germanen waren. Eben solchen glauben wir die Errichtung des von Hrn. Stadtrath Friedel wieder hervorgehobenen megalithischen Denkmals bei Melln zuschreiben zu müssen (vgl. meine „Neue Sagen“ aus der Mark Brandenburg).
Von diesem – in Birnbaumholz im Märkischen Museum als Geschenk des Hrn. Jahn nachgebildeten – Denkmal habe ich übrigens erfahren, dass vor etwa 40 Jahren auf demselben noch der zweite Deckstein gelegen hat, der damals zertrümmert sein soll, als Bausteine für einen Stall des Gutes Melln gebraucht wurden.
Ein kürzlich mit mir dort weilender Herr machte mich darauf aufmerksam, dass zwar alle übrigen Steine dieses Bauwerks rother Granit seien, der Hinterstein dagegen weisser Granit.
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Handtmann, Eduard: Alterthumsfunde in der Priegnitz im Jahre 1885, in: Zeitschrift für Ethnologie, 17, Sitzung vom 19. December 1885, S. 553 und S. 559-560
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