Autor: Hermann Maurer
Jahr: 1897
Ort: Brückenwerder im Großen Brückentinsee bei Dabelow
Bibliografische Angaben: Maurer, Hermann: Zur Lage des wendischen Rethra, Kleine Mitteilungen, in: “Brandenburgia” Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin. Unter Mitwirkung des Märkischen Provinzial-Museums herausgegeben vom Gesellschafts-Vorstande. VII. Jahrgang 1898/99, Druck und Verlag von P. Stankiewicz‘ Buchdruckerei, Berlin 1899 S. 162-164
Originaltext
Kurzvorstellung:
Maurer lässt sich bei seiner Hypothese gewissermaßen durch den Ausspruch von Dr. Carl Bolle (Scharfenberg) leiten: “Jeder Mensch hat sein Rethra!”. Eine Rethra-Hypothese des Berliner Kaufmannes Leo Alfieri bewog Bolle zu diesem mittlerweile sprichwörtlich gewordenen Ausruf.
Maurer selbst fand einige Jahre vor seiner Hypothese auf der Insel im Großen Brückentinsee Scherben von Töpfen. Im Sommer 1897 untersuchte er die Insel genauer, wobei diverse verzierte Scherben gefunden wurden. Er stellt nun fest, dass die Dörfer umrum alle slawische Namen haben, aber deutsch angelegt sind, woraus er schließt, dass es früher große Verwüstungen gegeben haben muss. Nach Auffindung einer Dorfstelle bei Dabelow kommt er zum Schluss, dass die alten Bewohner nach der Eroberung ihrer Dörfer diese wieder aufgebaut haben – bloß nun nach neuer Art mit Dorfstraße – und sich so die Namen erhalten konnten. Dabelow und Brückentinsee besitzen keine fahrbare Verbindung zu einer Wasserstraße. Die Insel (zu seiner Zeit namenlos) dürfte daher als sicherer Rückzugsort gedient und Platz für ein Heiligtum gehabt haben. Die alte Dorfstelle von Dabelow soll dort sein, wo sich der alte Kirchhof des Ortes befand (runder Hügel im Bruch) auf dem Weg vom Brückentin See nach Dabelow.
Maurer kommt zum Ergebnis, dass es von Interesse wäre die alten Dorfstellen im Allgemeinen festzustellen und zu untersuchen – ein Gedanke bei dem ihm auch heute noch lebhaft zugestimmt werden könnte. Gleichzeitig sieht Maurer humorvoll ein, dass auch er nicht in der Lage ist bessere Beweise für seine Rethra-Hypothese beizubringen. Doch will er mit seiner Entdeckung “den anderen Rethraentdeckern keinen Abbruch thun”. Er überlasse „jedem sein Rethra” und bittet nur ihn “im ungestörten Besitz” des seinigen zu lassen. “Sollte sich jedoch eine Fehde entspinnen”, so wäre er “gern zufrieden, wenn die streitenden Parteien ihre restriktiven Rethras des lieben Friedens wegen aufgeben” und sein Rethra als “das einzig richtige, wahre und unantastbare anerkennen.”